Impulskontrolle bei Hunden

Die Impulskontrolle ist eine wichtige Fähigkeit, die jeder Hund erlernen sollte. Sie ermöglicht es Hunden, in verschiedenen Situationen ruhig und besonnen zu reagieren.

Was ist Impulskontrolle?

Impulskontrolle bezieht sich auf die Fähigkeit eines Hundes, seine Impulse zu steuern und abzuwägen, bevor er handelt. Dies ist besonders wichtig, um unerwünschtes Verhalten wie übermäßiges Bellen, Springen oder Jagen von anderen Tieren zu vermeiden. Hunde, die über eine gute Impulskontrolle verfügen, sind in der Lage, ruhig zu warten, bis sie das gewünschte Verhalten zeigen dürfen.

Die Bedeutung der Impulskontrolle für ein harmonisches Zusammenleben

Die Impulskontrolle trägt entscheidend zu einem stressfreien und harmonischen Zusammenleben mit Ihrem Hund bei. Hunde, die lernen, ihre Impulse zu kontrollieren, zeigen weniger problematisches Verhalten und sind besser in der Lage, sich in verschiedenen Situationen angemessen zu verhalten.

Impulskontrolle beim Hund - Training

Das Thema Impulskontrolle und die Trainingsmöglichkeiten sind ein umfangreiches Gebiet. Hier erfolgt lediglich keine kurze Zusammenfassung der Möglichkeiten.

Was ist ein Impuls?

Der Impuls ist ein gefühlsmäßiges Bedürfnis, bezogen auf einen Reiz dem nicht zu widerstehen ist. Oder anders formuliert: der Hund hat das Bedürfnis etwas haben zu wollen oder zu tun.

Was ist Impulskontrolle?

Es geht darum die Gefühle oder das affektive Handeln zu kontrollieren und nicht dem Bedürfnis folgend zu handeln. Wenn der Hund lernt seine Handlungsimpulse zu kontrollieren, also nicht auf einen Reiz zu reagieren, so hat er das gefühlsmäßige Bedürfnis dem Reiz zu widerstehen unter Kontrolle.

Beispiel:

Der Futternapf steht bereit. Der Hund bleibt zum Beispiel in der „Sitzposition“ und wartet ab, bis Frauchen/Herrchen die Freigabe erteilt.

So hat der Hund das gefühlsmäßige Bedürfnis des Fressens (= Reiz) unter Kontrolle und löst nicht den Handlungsimpuls aus.

Oftmals wird auch der Begriff „Frustrationstoleranz“ in diesem Zusammenhang genannt. Bei der Frustration ist die Enttäuschung oder der Misserfolg entscheidend, weil bestimmte Erwartungen nicht befriedigt werden konnten.

Wenn der Hund seine Impulse kontrollieren muss, bis er sein Futter bekommt, indem er so lange in der „Sitzposition“ verweilen muss, bis Frauchen/Herrchen die Freigabe erteilen, entsteht auch eine Frustration, da der Hund die Erwartung = Nahrungsaufnahme nicht befriedigen kann.

Das Training der Impulskontrolle oder Frustrationskontrolle ist wichtig, aber nicht immer einfach. Es kommt einerseits auf den Reiz an, andererseits auf die Individualität des Hundes.

Wir selbst haben damit einige Erfahrungen gemacht und wissen, wie enorm schwierig es ist, da wir vier Hunde haben. Hinzu kommt, dass ein Hund dement ist und unsere Hündin fast blind ist. Und blinde Hunde reagieren und agieren völlig anders, als wenn sie volle Sehkraft hätten. Sie nehmen die Umgebung anders wahr, arbeiten noch mehr mit dem Geruchssinn und sind schreckhaft auf Außenreize.

 

Hunde, die ein Handicap haben, also beispielsweise taub oder blind sind, müssen anders trainiert werden.

Es gibt sehr viele Übungen zur Impulskontrolle, nicht jede dieser Übungen ist gleichermaßen für alle Hunde geeignet. Einerseits, denn manche Übungen mit „Leckerlies“ andere mit „Spielzeug“ arbeiten, und hier ist wichtig, dass die Übung auf den einzelnen Hund ausgerichtet ist. Es geht also um die „Belohnung“. Je früher diese Impulskontrolle geübt wird, umso besser, also schon im Welpenalter. Aber, jeder Hund kann lernen, seine Impulse zu kontrollieren. Wichtig ist aber, dass wir dranbleiben und dem Hund nicht das Gefühl vermitteln, wenn er „bockt“ oder sich weigert, dass wir nachgeben und das Training beenden. Denn das merkt der Hund sehr schnell und wird sein Verhalten dementsprechend ausrichten, um die Situation wieder unter „seine Kontrolle“ zu bringen.  Zudem sind solche Übungen wichtig für die Bindung zwischen uns und dem Hund. Insbesondere wenn wir an gefahrenvolle Situationen denken, so ist ein Impulskontroll-Training im Allgemeinen von Bedeutung. Also nicht nur bezogen auf die Leinenführigkeit, das Leinenpöbeln, das Zaun-Bellen und anderes.

Der Hund muss lernen sich an uns zu orientieren, in schwierigen Situationen und im Allgemeinen uns zu vertrauen, so dass er merkt, wir haben das Geschehen im Griff. Der Hund muss also nicht von sich aus impulsiv agieren oder reagieren, wir übernehmen die Kontrolle für ihn.

Eine gute Einstieg-Übung ist die „Handöffnungs- und Handschließ-Übung“ als Vor-Übung, um daraus weitere Übungsschritte durchzuführen in anderen Situationen. Wichtig ist, dass der Hund die Selbstbeherrschung, die Kontrolle seiner Impulse in Schritten erlernt.

 

Vor-Übung

I.

Du nimmst in eine Hand ein Futterstück oder mehrere und setzt dich zu deinem Hund, beide Hände sind geöffnet.

Möchte der Hund das Futterstück nehmen, schließt du deine Hand. Das wird einige Mal so ablaufen. Beobachte deinen Hund, was er macht.

Legt er sich vielleicht hin? Schaut er dich „fragend“ an?

Und wieder öffnest du beide Hände. Was macht dein Hund? Nimmt er das Futterstück nicht, sondern hält sich zurück, belohnst du ihm mit einem Futterstück. Du kannst beispielsweise das Kommando „nimm“ geben, so dass der Hund die Freigabe des Futters mit diesem Kommando in Verbindung bringt. Auch das wiederholst du einige Mal.

Im nächsten Schritt hast du in beiden Händen ein Futterstück. Und du führst die gleiche Übung wie zuvor durch.

II.

Es ist eine ähnliche Übung wie zuvor. Nur legst du jetzt ein oder mehrere Futterstücke auf den Boden. Der Ablauf ist ansonsten identisch wie bei der Übung I.

Eine Übungserweiterung ist folgende: Du legst ein oder mehrere Futterstücke auf den Boden und entfernst dich langsam. Was macht dein Hund? Hält er sich zurück, dann belohnst du ihn. Geht er auf das Futterstück zu, folgt ein Abbruchsignal, beispielsweise „aus“.

Hinweis: Eine Belohnung gibt’s du deinem Hund aus der Hand, oder einem Futtersack oder der Hosentasche, also genau so, wie du auch sonst mit ihm übst, zum Beispiel beim Gassi-gehen

 

Futter-Napf-Übung

Durch die Vor-Übung hat der Hund schon gelernt, dass er sich nicht einfach etwas nehmen darf, sondern nur in Verbindung mit dem Kommando „nimm“. Nun ist eine ähnliche Übung durchzuführen.

Wie war es bisher? Der Hund spürt, dass sein Futter vorbereitet wird. Erwartungsvoll läuft er um dich herum, schaut dich an und bringt zum Ausdruck „geht’s nicht etwas schneller“, vielleicht stellt er sich an dir hoch, bettelt. Also, er fordert das Futter.

Wichtig ist, dass der Hund sich nicht von selbst auf den Futternapf zubewegt, und das Fressen beginnt, sondern erst nach deinem Kommando „nimm“.

Wenn das Futter im Napf zubereitet ist, stellt du es auf den Boden. Und du wartest ab wie dein Hund reagiert. „Stürmt“ er auf den Napf zu, kommt sofort das Abbruchsignal „aus“. Wie reagiert er jetzt? Bleibt er weg vom Futternapf? Das Futter dann wieder vom Boden wegnehmen. Dann wieder auf den Boden stellen und abwarten. Bleibt er vom Futternapf weg, belohnst du ihm mit Worten. Das wiederholst du einige Male, bis dein Hund sich nicht mehr auf das Futter zubewegt. Dann kannst du das Futter freigeben. Es gibt auch andere Situationen, in denen die Impulskontrolle sehr wichtig ist zu lernen.

Gerade beim Gassi-gehen, zeigen sich häufig mal Situationen, in denen wir spüren, dass unser Hund seine Impulse nicht kontrollieren kann.

Oder, wenn es an der Haustüre klingelt.

Bei der Impulskontrolle geht es also darum, dass der Hund lernt, nicht den Reizen unkontrolliert zu folgen, sondern darauf wartet, dass du die „Freigabe“ für eine Aktivität erteilst. Oder, dass der Hund generell ein impulsives Handeln unterlässt.

Ein sehr grundlegendes Impulstraining ist immer das „bleib“, sodass der Hund erst dann agieren darf, wenn du das Freigabe-Kommando erteilst. Die grundlegende Frage ist, wie können wir einen instinktiven Reflex beim Hund kontrollieren? Die alltäglichen Eindrücke aus der Umwelt haben schon für die Hunde einen großen Reiz.

Deshalb ist das Üben der Impulskontrolle sehr wichtig und muss sehr früh beginnen.

Und die „Bleib-Position“ und das entsprechende Kommando „bleib“ ist die Basic. Denn, wenn der Hund gelernt, diesem Kommando zu folgen, können daraus weitere Trainingsschritte erfolgen. Und, dass wir den Hund aus dem „Bleib-Position“ die Freigabe erteilen.

Beispiel: Der Hund, während dem Gassi-gehen das Kommando „bleib“ verinnerlicht. Damit ist diese Übung jedoch nicht beendet, denn das Kommando „bleib“ muss aufgelöst werden, zum Beispiel mit einem Folge-Kommando „lauf“ oder „weiter“. Dann lernt der Hund, dass nach dem Verweilen die Aktivität wieder folgt.

Möglich sind auch während des Gassi-gehens weitere Übungsschritte einzubauen.

Es folgt das Kommando „bleib“, du wirfst ein Futterstück, schaust wie dein Hund reagiert. Bleibt er, gibst du mit dem Kommando „lauf“ die Aktivität frei und lässt ihn das Futterstück als Belohnung aufnehmen.

Oder, du sagst „bleib“ und gehst wieder zurück, dann übst du das Kommando „hier“. Wenn er zu dir kommt, belohnst du ihn mit einem Futterstück.

 

Wichtig ist, diese Übungen langsam zu steigern, und zwar erst, nachdem ein Übungsschritt erfolgreich abgeschlossen ist, indem der Hund diese Übung verstanden hat und umsetzt.

 

Beispiel – das Klingeln an der Haustür

Das „Bleib-Kommando“ ist auch hier, wie immer bei Training von Reizen die Basic.

Wenn das „Bleib-Kommando“ sehr gut funktioniert, kann der „Klingel-Reiz“ trainiert werden.

Zunächst muss der Hund auf seinem Platz bleiben. Dann klingt jemand einmal. Reaktion des Hundes abwarten. Wenn er zur Tür stürmt, wieder mit dem „Bleib-Kommando“ ihn auf seinen Platz weisen. Das Bleiben mit einem Leckerchen belohnen. Etwas abwarten. Dann wieder klingeln und das „Bleib-Kommando“ geben, du bleibst bei deinem Hund, es passiert nichts und du gehst auch nicht zur Tür. Bleibt der Hund, gibt es eine Belohnung.  Diese Übungsschritte so lange wiederholen, bis dein Hund beim Klingeln auf seinem Platz bleibt.

Dann erfolgt zweimaliges Klingeln usw. Die gleiche Vorgehensweise wie zuvor.

Der nächste Schritt wäre dann, dass du in Richtung der Tür nach dem Klingeln gehst. Gleiche Vorgehensweise wie zuvor.

Im nächsten Schritt machst du öffnest du die Haustür und begrüßt jemanden. Und so weiter.

Es gibt also einige Übungsmöglichkeiten zur Impulskontrolle. Die schrittweise und langsam einzuüben sind.

Zu bedenken ist auch, dass je nach Reiz und Reizintensität der Hund möglicherweise nicht auf das Futterstück reagiert, beispielsweise beim Gassi-gehen. Dennoch sollte der Übungsweg fortgesetzt werden, indem die Reizintensität nach und nach mit dem Belohnungsaspekt fortgesetzt wird.

Manche Hunde sind auch so abgelenkt von spannenden Reizen wie dem Ball, dass sie in so hoher Erregungslage gar kein Futter annehmen können. Dafür ist wichtig, in viel kleineren Schritten zu beginnen - in aller Regel lernen Hunde dann konzentrierter zu werden und auch gerne Futterbelohnungen anzunehmen.

Trainingsprogramm ALLEINSEIN

Auch das Alleinsein unserer Hunde muss trainiert werden. Es müssen immer sehr kleine Schritte sein.

Dem Hund muss ein Platz zugewiesen werden, beispielsweise die Box, die Decke, die Couch usw. Nun lernt er auf diesen Platz zu verweilen. Und der Platz sollte so gewählt werden, dass er nicht einem Beobachtungsposten gleichkommt. Damit verbunden werden müssen zwei Aspekte: 1) das Schicken auf diesen Platz verbunden mit einem Kommando und 2) bleibt der Hund auf dem Liegeplatz, dann wird er belohnt, zB mit einem Leckerchen. Der Hunde-Halter bleibt bei diesem Übungsschritt anwesend im Raum.

Im nächsten Schritt schicken wir den Hund auf seinen Platz, und verlassen den Raum kurz. Anschließend verlängern wir die Abwesenheit im Raum und kehren jeweils zurück. Ist der Hund auf seinem Platz verblieben, so wird er belohnt.

So können wir nach und nach die Abwesenheitszeiten verlängern. Schließlich, wenn das alles gut funktioniert, verlassen wir kurz die Wohnung, auch diesen Prozess verlängern wir systematisch. Kehren wieder zurück, und der Hund war während der Abwesenheit ruhig und gelassen, wird er belohnt. Wir können jedoch nicht verlangen, dass der Hund ständig auf seinem Platz bleibt. Wichtig ist, dass er die Abwesenheit gelassen und mit Ruhe tolerieren lernt.

Die anfängliche Begrenzung auf einen bestimmten Raum ist sehr sinnvoll, also möglichst nicht den ganzen Wohnraum zur Verfügung stellen.

Je öfter und länger das trainiert worden ist, umso so besser wird es für den Hund akzeptabel sein.

Dann ziehen wir uns an, verlassen die Wohnung, mit sich verlängernden Phasen. Also zunächst kürzer, dann immer weiter ausdehnend.

Diese Trainingseinheiten sind langsam und systematisch durchzuführen. Anfangs kann es durchaus zu Irritationen beim Hund führen, dass er möglicherweise bellt, oder noch wimmert. Deshalb ist es immer wichtig diese Prozesse des Alleinseins langsam zu steigern.

Es ist unterschiedlich, wie lange dieses Training dauert, wichtig ist, dem Hund genügend Zeit zu lassen, sich daran zu gewöhnen.